Skip navigation

Das Ägyptische Museum Kairo präsentiert die Sonderausstellung
„IN TUT’S BANDAGES“

Ab 10. Juni 2007 im Ägyptischen Museum Kairo

ÄGYPTISCHES MUSEUM KAIRO, Dir. DR. WAFAA EL SADIK, Originalamulette und andere Beigaben aus der Sammlung des  Museums ÄGYPTISCHES MUSEUM KAIRO, Dir. DR. WAFAA EL SADIK, Originalamulette und andere Beigaben aus der Sammlung des  Museums 

HERBERT GRIMM, Malerei und Grafik, Variationen zu Amuletten und kleinen Schätzen in Tut-Anch-Amuns Mumienbinden

WORKSHOP KUNSTGESCHICHTE DER DSB KAIRO, Leitung ANDRE KOLL, Tut-Anch-Amuns Amulette und andere Beigaben, Historischer und mythologischer Hintergrund

ZUR AUSSTELLUNG:

Das Ägyptische Museum Kairo, unter Leitung von Frau Direktor Dr. Wafaa El Sadik, stellt im Ausstellungsraum den Kunstwerken und Erklärungstafeln eine große Anzahl von Originalamuletten und weiteren Objekten aus der Mumienumhüllung Tut-Anch-Amuns gegenüber, die hierfür aus dem Tut-Anch-Amun-Saal verlegt wurden. Großformatige Abzüge von Originalfotos zeigen die Ansicht der gefundenen Mumie und anhand von Faksimiles der Howard-Carter-Zeichnungen werden die Positionen der Amulette und sonstigen Objekte an der Mumie nachvollziehbar.

Der seit August 2005 in Kairo lebende deutsche Künstler Herbert Grimm beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit der Einbeziehung von Kleinodien aus der pharaonischen Zeit in seine bildnerischen Konzepte. Die Faszination über den Formenreichtum der Amulette Tut-Anch-Amuns, die ihm im Ägyptischen Museum Kairo begegneten, führte zu einer Vielzahl von Werken, in denen er die zierlichen Schätze „groß“ herausstellt. Die Bilder zeigen die vergrößerten Formen von Amuletten und anderen Beigaben in einer für den Künstler typischen Farb- und Formgebung. Sie führen den Betrachter zu einer neuen Sichtweise der pharaonischen Objekte. Die dabei entstandenen Bilder werden in der Ausstellung präsentiert.

Seine Arbeit weckte das Interesse der „AG Kunstgeschichte der Deutschen Schule der Borromäerinnen Kairo“ unter der Leitung von Andre Koll. In ihrem Jahresprogramm widmete diese sich ganz  der Erforschung der historischen und mythologischen Hintergründe des „Bildmaterials“. So führte wissenschaftliche Forschung die Schülerinnen zu Einsichten in den Ursprung von Teilen unserer Gegenwartskultur, jenseits von touristischen Blickwinkeln. Der Einblick in die Arbeitsweise eines Gegenwartskünstlers gab Einblick in dessen Denken und öffnete den Blick für Neues. Aus der Forschung an den Schätzen des Ägyptischen Museum entstand eine Auseinandersetzung mit der Identität im eigenen Land, die auch Wurzeln in der erforschten Zeit und deren Gebräuchen hat. Vielfältiges Ergebnismaterial dokumentiert in der Ausstellung das Engagement der Arbeitsgruppe.

Die Ausstellung ist eine zu weiterer Forschung und zur Kontemplation anregende Kombination von einzigartigen Originalobjekten aus dem Ägyptischen Museum Kairo, von engagierter wissenschaftlicher Arbeit der DSB-Schülerinnen und von künstlerischen Werken Herbert Grimms, die ihren Ausgangspunkt vor einem Jahr am selben Ort hatten. Eine Ausstellung , die in ihrer Zusammenstellung sicher einmalig ist und auch deswegen im Rahmen des Deutsch-Ägyptischen Wissenschaftsjahres großzügig vom DAAD Kairo gefördert wurde. 
 

Eröffnugsrede Peter von Campenhausen:

Unsere Ausstellung, die wir heute eröffnen dürfen, hat ein großes Thema. Es geht um eines der großen Mysterien der Menschheit, es geht um den Tod. Genauer gesagt: um die Ehrfurcht vor dem Mysterium des Todes.

Wenn wir heute unsere Toten auf Friedhöfen bestatten, setzen wir selbstverständlich den Respekt Aller vor dem Toten und seinem Grab voraus. Grabschändung oder Störung der Ewigen Ruhe empfinden wir als schändlichste Respektlosigkeit. Die alten Ägypter dachten nicht anders. Auch für sie gab es diesen Respekt, gab es diese große Ehrfurcht vor dem Mysterium des Todes.

Dummerweise hatten die alten Ägypter aber die Angewohnheit ihren verstorbenen Pharaonen verlockend schöne Dinge, vorzugsweise aus Gold mit ins Grab zu geben und Gold weckt, wie wir wissen stets Begehrlichkeiten. Gold lockt Schatzsucher, Gold blendet und verleitet offensichtlich auch dazu, im wortwörtlichen Sinne „über Leichen zu gehen“.

Als Howard Carter 1922 der sensationelle Fund des Grabes von Pharao Tut Anch Amun glückte  glänzte das Gold des Grabes so herrlich, dass es die Tatsache, dass auch hier eine Grabruhe gestört wurde, beinahe vergessen machte. Carter ging noch weiter: Er machte auch vor dem Leichnam des Pharao keinen Halt: Er öffnete die Bandagen der Mumie, wobei Teile des Leichnams zerbrachen.

Was nach dem Willen der alten Ägypter niemals hätte passieren dürfen, war passiert: Der Körper des Toten wurde zerbrochen, die Leiche wurde geschändet, die Seele des Toten findet – so will es die pharaonische Mythologie – ein zerstörtes Haus.

Bei diesem Zerstörungsprozess aber fand Carter den Gegenstand unserer Ausstellung: die enorme Anzahl von etwa 150 Amuletten. Aufgabe dieser Amulette war es im weitesten Sinne, den Leichnam zu schützen. Ein Beispiel soll stellvertretend für unsere Exponate herausgegriffen werden.

Vor der Zerstörung des Leichnams sollte z.B. Anubis schützen, der schakalköpfige Gott, den man als Amulett auf dem Hals des Leichnam fand.

Der Mythos erzählt uns, dass Gott Osiris von seinem neidisch – eifersüchtigen Bruder Seth umgebracht wurde und dass Seth auch nicht davor zurückschreckte, den Leichnam zu zerhacken, also die Leiche zu schänden. Isis, die Schwestergattin des Osiris, sammelte die einzelnen Leichenteile wieder zusammen und Anubis setzte sie zu einem fast vollständigen Körper zusammen. Er verwendete dazu Bandagen, mit denen er den geflickten Körper des Osiris umwickelte. Er gilt deswegen auch als Erfinder der Mumifizierungskunst.

Anubis gilt hier also im Grunde als Beschützer der Unversehrtheit des Leichnams. Sein Amulett sollte die Unversehrtheit des Leichnams bis in alle Ewigkeit schützen.

Die Amulette zeugen vom Respekt der alten Ägypter vor dem Tode.

In Herbert Grimms Bildern finden wir ein modernes Echo der rätselhaften Amulette.

Die Figuren seiner Bilder sind Erinnerungen an die Gestalten der Amulette. Es sind sozusagen Ur - Enkelkinder der alten pharaonischen Amulette: ebenfalls rätselhaft ebenfalls sinnlich, ebenfalls Verkörperung von etwas Großem, das sie im Kleinen repräsentieren.

Sie sind Ausschnitte großer Bewegungen: Die Spuren, die wir auf ihren Körpern sehen, kommen von Außerhalb und gehen nach Außerhalb. Die große, lebensvolle Geste, mit der Herbert Grimm Spachtel, Pinsel oder Schwämme in seinem Atelier bewegt, wird für uns nur in kleinen Ausschnitten sichtbar. Wie ausgeschnitten sehen wir Teile großer Bewegungen und Prozesse im Bild.  

Diesen Ausschnitten aber gibt Herbert Grimm eine Gestalt, die Gestalt der Amulette aus den Mumienbinden des Tut Anch Amun.

Und so stehen diese uralten Amulettfiguren auch in diesen modernen Bildern noch als Zeichen, die unseren Blick auf das richten, was sie als Ausschnitt symbolhaft repräsentieren: die großen Bewegungen des menschlichen Lebens, die großen Zusammenhänge, die sich unserem menschlichen Verstehen entziehen. Sie symbolisieren auch in dieser modernen Form die letztendlichen Fragen nach dem Mysterium des Lebens und des Todes.

Lassen sich solche Fragen in einer modernen Welt überhaupt noch stellen? Herbert Grimm experimentiert mit genau diesem Problem: Er fügt seine modernen Amulettgestalten in unterschiedliche Umwelten ein: Neon – grell, mal harmonisch, mal disharmonisch. Er lässt die Figuren alleine im Bild erscheinen, aber auch in Paaren gespiegelt, gedreht  so als würden die existentiellen Fragen, die durch die Figuren symbolisiert sind in eine Art Selbstreflektion geraten. Und schließlich lässt er sie im Bild ganz poetisch wieder unter den Mumienbinden verschwinden. Vielleicht gehören sie dort ja auch wirklich hin.

Es ist gut, dass man den Leichnam des Tut Anch Amun wieder in sein Grab verbracht hat. Dort gehört er auch hin.  Seine wunderbaren Schätze aber sind hier im Museum. Ihre Sinnlichkeit ist betörend und das hat seinen Grund:

Es waren existentielle Fragen der Menschheit, die die Künstler vor 3350 Jahren zu diesen einzigartigen Leistungen herausgefordert haben und bis heute Künstler herausfordern: in den modernen Bildern von Herbert Grimm leben sie kraftvoll fort.

Lassen Sie sich ein auf das Beziehungsspiel zwischen Altertum, Moderne und Forschung –

dem Ägyptischen Museum, dem Ausstellenden ist ein absolut ungewöhnliches Ausstellungsexperiment gelungen, zu dem sehr zu gratulieren ist.

Al Ahram

Tut -- it's a wrap
By Nevine El-Aref

PRECIOUS amulets that once decorated the mummy of the boy king Tutankhamun are on special display at the Egyptian museum, Nevine El-Aref toured the new exhibit.
The three-month exhibition hall on the ground floor of Cairo's Egyptian Museum is currently hosting the collection of splendid amulets once concealed within the cloth wrappings of the mummy of Tutankhamun.
The 12 layers of cloth wrapped around Tutankhamun's mummy originally enveloped 143 objects. On the neck alone were 20 amulets arranged in six groups, each separated from the next by several layers of wrappings.
According to ancient Egyptian belief, such amulets were protective charms that through the power of magic helped ensure the dead's safe passage into the afterlife. By multiplying the layers of bandages, more and more amulets could be placed directly over any physical member. After the discovery of the tomb of the young Pharaoh by Howard Carter in 1922, the amulets and jewellery that decorated the mummy were removed from the body and permanently exhibited at the museum.
Among Tutankhamun's mummy amulets are the chased gold falcon collar with small counterpoise, and the fine dagger and sheath which lay on top of the abdomen. There is also a beautiful cobra amulet. Among the objects on show at the exhibition are chains, necklaces, pendants, earrings, bracelets, anklets, sheaths for fingers and toes, pectorals and a large piece of jewellery worn on the chest.
Large black-and-white images featuring various stages of the discovery of Tutankhamun's tomb hang on the walls of the exhibition hall, along with other photographs of Carter at the burial.
Also on show are paintings by the German artist Herbert Grimm, who has lived in Cairo since August 2005. He has long explored the possibility of integrating the treasures of the Pharaonic era into his visual concepts. His fascination with the variety of shapes of Tutankhamun's amulets has led to the creation of numerous artworks in which the artist exposes the delicate burial objects arranged in an abstract way with expressive use of colour and background, giving the viewer a chance to contemplate the Pharaonic objects from a totally new viewpoint. The exposition presents the result of Grimm's artistic work in Egypt.
Egyptian Museum Director Wafaa El-Sediq said Grimm's work had aroused the interest of the Art History Workshop of the Deutsche Schule der Borromöerinnen Cairo, directed by Andre Koll. This group dedicates their work to the systematic study of the historical and mythological background of the burial objects. By scientific research and investigation, the group has gained insight into the origins of Egypt's modern culture which is so rich in Pharaonic remains. Through collaboration with Grimm they could experience the working methods of a modern artist and gain new perspectives for their own work.
The treasures of the Egyptian Museum are the vestiges of an age that are recognised as one of the origins of Egyptian society. Working with the objects in the exhibition enhanced the workshop's participants awareness of their own objectives, which is also based on exploration. Manifold documentary material presented in the exposition shows the dedication of the group.
The unique combination of original objects from the Egyptian Museum, the artistic creation, and the dedicated scientific work of the students forms an extraordinary exhibition that encourages the visitor to go on researching or simply to contemplate the magnificence of the works.